Man ist nirgendwo vor dem Thema KI sicher, nicht mal auf dem größten Theaterfestival der Welt. Es wird experimentiert und kritisiert. Gerade zwei Stücke mit ähnlichen Ausgangsszenarien haben mir dabei spannende Einblicke gegeben, was funktioniert und was nicht funktioniert.

Beide Produktionen spielen in postapokalyptischen Welten, beide arbeiten mit KI-Chatbots als zentrale Figuren, und beide versprechen immersive Erlebnisse. Der Unterschied? Finden wir es gemeinsam heraus!

AI: The Waiting Room – An Audiovisual Journey

In diesem immersiven Erlebnis erhältst du eine mysteriöse Nachricht von deinem „zukünftigen Ich“, die dich in einen Raum einlädt, wo KI deine projizierte Geschichte enthüllt. Deine Entscheidungen formen dabei eine einzigartige, sich entwickelnde Audio-Erzählung, die dich durch Momente verwirklichter Träume und bewältigter Herausforderungen führt. Während sich deine Zukunft entfaltet – von der Erfüllung tiefster Sehnsüchte bis hin zu einer globalen Krise, die die Welt transformiert – erkundest du eine bizarre, unvorhersagbare Welt, in der Technologie und Menschlichkeit aufeinanderprallen.

Was mir gut gefallen hat:

  • Die Chatbot-Integration am Anfang des Stücks, in dem man die Fragen beantwortet, die das personalisierte Audio erstellen. Das war angenehm gestaltet, auch wenn die Fragen sehr persönlich wurden.
  • Die Integration physischer Elemente, indem Boxen mit eigenen Gegenständen gefunden werden sollten.

Was besser sein könnte: Wir unterscheiden bei KI zwischen Tool-KI und Ersetzungs-KI. Und hier hat es sich klar angefühlt, als wäre der Fokus darauf gelegen, KI zum Fringe zu bringen und nicht eine gute Geschichte zu erzählen. Die Story-Beats waren wirr und teilweise total unnötig. Die Geschichte hat weder mich noch meine Begleiterin berührt, obwohl es eine Geschichte über unsere Zukunft sein sollte.

 

Stampin‘ in the Graveyard

ROSE ist ein KI-Chatbot, der Rat für das Ende der Welt gibt – gespeist von einer schwarzen Box voller Erinnerungen von Menschen, deren Welten bereits zu Ende gegangen sind. Heute Abend packt ROSE ihre Trainingsdaten menschlicher Erinnerungen aus (und erfindet einige in echter KI-Manier), um etwas über die Frau zu lernen, die sie erschaffen hat. „Stampin‘ in the Graveyard“ ist ein immersives Kopfhörer-Erlebnis, das physisches Theater und Live-Musik vereint, um das Publikum in eine vergängliche, apokalyptische Welt zu ziehen.

Auch hier befinden wir uns in einer postapokalyptischen Welt. Doch hier steht KI nicht als Technologie im Mittelpunkt, sondern als Spiegel des allzu Menschlichen, als übergroßes Archiv unserer tiefsten Ängste, Sehnsüchte und Traumata.

Wurde dieses Stück mit KI erstellt? Die Autorin Elisabeth Gunawan sagt in Interviews, dass sie es versucht hätten, aber der generativen KI am Ende einfach die Präzision gefehlt hätte, um so ein zutiefst emotionales, resonantes Werk zu schaffen.

 

Was mir gefallen hat:

  • Der Fokus lag hier eindeutig auf der Story und der Geschichte von Liebe und Verlust. Die KI fungiert als lückenhafter, manchmal kryptischer Erzähler und Entertainer. Am Ende ist das, was hängenbleibt, aber die Geschichte zwischen zwei Menschen.
  • Der immersive Audio-Soundtrack, der für die richtige Atmosphäre sorgt.
  • Elisabeth Gunawans Performance als ROSE – die perfekte Mischung zwischen unheimlich roboterhaft und kindlich, verletzlich und neugierig.

Was besser sein könnte: Der Titel. Hätten wir die Empfehlung nicht von einem Kollegen bekommen, wären wir wahrscheinlich nie in diesem Stück gelandet. Wir haben uns gefragt, ob der Titel nicht am Ende von einer KI ausgesucht wurde.

Wir hatten noch eine dritte Experience auf der Liste, in der es um generierte Märchen inklusive Kunst ging. Allerdings reichten die Rezensionen von beliebig über bevormundend bis zu beängstigend. Deshalb ist es von der Liste geflogen. Bei 3000 Stücken muss man sich gut überlegen, was einem die Zeit wert ist.

Fazit: KI als Werkzeug, nicht als Ersatz

Die beiden Stücke zeigen deutlich: Erfolgreiche KI-Nutzung im Storytelling passiert nicht, wenn du Technologie um der Technologie willen einsetzt. Sie funktioniert, wenn du KI als Werkzeug verstehst, das deine menschliche Kreativität unterstützt, aber nicht ersetzt.

„AI: The Waiting Room“ verliert sich in technischer Spielerei und vergisst dabei die emotionale Verbindung zum Publikum. „Stampin‘ in the Graveyard“ hingegen nutzt KI-Thematik, um zutiefst menschliche Fragen zu stellen und dabei die Grenzen der Technologie bewusst als dramatisches Element einzusetzen.

Deine Takeaways für eigenes KI-Storytelling:

  • Geschichte first, Technologie second: Die emotionale Wahrheit deiner Story muss im Mittelpunkt stehen
  • Nutze KI-Limitationen kreativ: Mach die Unvollkommenheit der KI zu einem bewussten Gestaltungselement
  • Bewahre menschliche Präzision: Gerade bei emotionalen Nuancen ist deine menschliche Expertise unersetzlich

KI kann ein mächtiges Werkzeug für Storyteller sein – aber nur wenn du verstehst, wo ihre Stärken liegen und wo deine menschliche Intelligenz unverzichtbar bleibt. Das Edinburgh Fringe zeigt: Die Zukunft des Storytellings liegt nicht im Entweder-Oder, sondern im bewussten Miteinander von menschlicher Kreativität und technologischer Unterstützung.

Lust auf mehr Storytelling-Inspiration? Auf meinem Blog teile ich regelmäßig Erkenntnisse aus der Welt des immersiven Entertainments und Lernens und zeige, wie sich diese übertragen lassen.

 

Dieser Artikel wurde mit KI-Unterstützung verfasst.

Werde Lernabeneteurer*in

Du willst mehr über Futures Thinking und Lernabenteuer, die das Leben schreibt, erfahren? Dann melde dich jetzt in der Fußzeile zum Newsletter an.