Stephanie Kowalski ist als freiberufliche Content Managerin und Content Creatorin für Text und visuelle Kommunikation tätig. Sie unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen, Agenturen und Selbstständig bei ihrer digitalen und visuellen Kommunikation. Natürlich ist auch bei ihr dieses Jahr KI ein großes Thema. Ich habe nachgefragt, wie es ihr mit KI im Visual Design so ergangen ist und wo sie die Zukunft sieht.

Interview zu KI im visuellen Design mit Stephanie Kowalski: Ich glaube fest daran, dass professionelle Designer und Designerinnen ihren Platz haben werden.

Jennifer Fritz: Hallo Steffi, du bist Expertin für visuellen Content und beschäftigst dich natürlich auch mit KI Tools? Wie ist bisher dein Eindruck?

Es ist beeindruckend – und auch irgendwie beängstigend –, wie schnell die Zahl der Text-zu-Bild-Generatoren zugenommen hat. Ehrlich gesagt fällt es mir manchmal schwer, den Überblick zu behalten. 2022 war ein spannendes Jahr, in dem viele in der Marketingblase endlich den Mut gefunden haben, verschiedene Tools auszuprobieren. Das lag vor allem daran, dass viele Bildgeneratoren die Testphase verließen und für alle zugänglich wurden. 

Neben bekannten Namen wie DALL-E und Midjourney haben auch große Player wie Adobe und Canva ihre eigenen Angebote vorgestellt. Adobe Firefly zum Beispiel ist ein spannendes Tool, das auch Teil von Adobe Express ist – quasi Adobes Antwort auf Canva. Dann gibt es noch Midjourney, die ihren Bildgenerator ständig weiterentwickeln und neue Funktionen hinzufügen. Nicht zu übersehen ist, dass Adobe auch in vielen anderen Produkten KI-Tools für die kreative Bildbearbeitung integriert hat.

Die Möglichkeiten, die sich daraus für alle KI-Interessierten und Kreativen ergeben, sind wirklich beeindruckend. Ein gutes Beispiel ist ein LinkedIn-Post, den ich kürzlich gesehen habe. Das Video bestand aus mit Midjourney generierten Bildern und wurde mit Runway, einer Text-to-Video-KI, erstellt. Hier ist der Link dazu: https://www.linkedin.com/posts/iamneubert_ai-prompts-movie-activity-7090233064940843008-TE93?trk=public_profile_like_view

Um auf deine Frage zurückzukommen: Ich bin weniger gespannt darauf, welche neuen Tools noch entwickelt werden. Ich freue mich viel mehr darauf, all die kreativen Möglichkeiten zu entdecken, die uns diese Tools in Zukunft bieten werden.

Jennifer: Wie bleibst du auf dem Laufenden?

Stephanie:  Um auf dem Laufenden zu bleiben, nutze ich verschiedene Quellen. Dazu zählt beispielsweise LinkedIn – wie du vielleicht im vorherigen Link gesehen hast. Dort folge ich die Hashtags #AI, #KI und #GenerativeAI. Hier gibt es oft spannende Einblicke und aktuelle Diskussionen zum Thema.

LinkedIn allein reicht nicht ganz aus. Newsletter beleuchten die verschiedenen Themen noch einmal im Detail und bieten nützliche Tipps. Einige, die ich regelmäßig lese und wärmstens empfehlen kann, sind 

  • Der KI-Newsletter von Jens Polomski, den du hier
  • „The Algorithm“ von MIT Technology Review, den du hier abonnieren kannst.
  • „Future Tools Weekly“ von Matt Wolfe, zu finden hier.
  • Und „Prompt Engineering Daily“, zu abonnieren hier.

Mit dieser Kombination aus Social Media und spezialisierten Newslettern versuche ich, auf dem Laufenden zu bleiben und keine wichtigen Entwicklungen zu verpassen.

Jennifer: Was sind momentan deine drei Lieblingstools?

Stephanie: Meine derzeitigen Lieblingstools in Sachen Text-zu-Bildgeneratoren:

Da wäre beispielsweise Adobe Firefly. Was mich hier besonders beeindruckt, sind nicht nur die erstaunlichen Ergebnisse, die man damit erzielen kann, sondern auch die nahtlose Anbindung an Adobe Express. Bei der Erstellung von Prompts bietet Firefly eine Vielzahl von Auswahlmöglichkeiten. Zugegeben, es kommt nicht ganz an die Möglichkeiten von Midjourney heran, aber es übertrifft definitiv das, was man mit Canvas Text-to-Image machen kann.

Dann gibt es noch Leonardo AI. Ich habe das Gefühl, dass du dieses Tool auch magst, oder? 🙂 Die Bedienung ist ganz anders, als man es von anderen Tools gewohnt ist. Aber sobald man sich damit vertraut gemacht hat, wird es übersichtlicher. Mit etwas Übung findet man schnell heraus, wie man bestimmte Bilder erzeugen kann. Und für die ganz Abenteuerlustigen gibt es sogar die Möglichkeit, sein eigenes KI-Modell zu trainieren – auch wenn ich das selbst noch nicht ausprobiert habe.

Zum Schluss möchte ich noch Canva Text-to-Image erwähnen. Ich habe mich neulich mit einigen Bekannten darüber unterhalten, wie man am besten in das Thema Text-to-Image einsteigt. Klar, wer die Adobe Creative Cloud hat, wird wahrscheinlich mit Adobe Firefly experimentieren. Und einige Microsoft-Nutzer werden sicherlich den Microsoft Designer ausprobiert haben. Aber es gibt auch viele, die ein Canva-Konto haben. Egal, ob du die kostenlose oder die kostenpflichtige Version verwendest, du kannst Text-to-Image verwenden. Das Tool ist sehr benutzerfreundlich, führt dich Schritt für Schritt durch den Prozess und liefert ziemlich gute Ergebnisse.

Das sind also meine derzeitigen Favoriten. Jedes dieser Tools hat seine eigenen Stärken und je nach deinen Bedürfnissen und Vorlieben kannst du das Tool nutzen, das am besten zu dir passt.

Jennifer: Wo denkst du, ist das größte Potenzial beim Visual Content für KI? Was sind Stärken und Schwächen momentan noch?

Stephanie: Werfen wir erstmal einen Blick auf das Potenzial. Denn hier gibt es tatsächlich positive und negative Seiten.

Die Probleme sind die urheberrechtlichen, rechtlichen und ethischen Herausforderungen. Klar, Technologien schaffen immer wieder Spannungsverhältnisse mit bestehenden gesellschaftlichen Normen. Für viele fühlt sich die „KI-Sache“ aber besonders problematisch an: Was wird aus Arbeitsplätzen? Wie gehen wir mit Deepfakes um? Und was verstehen wir ab sofort als „echte Kunst“? In Sachen Bildgeneratoren wird vor allem die Frage nach den Rechten am Bild aktuell heiß diskutiert (August 2023). Was die ganze Sache noch komplizierter macht: Jedes Unternehmen hat seine eigenen Richtlinien. Darum ist es umso wichtiger, nicht nur ein gutes Tool zu wählen. Ein genauer Blick auf die Richtlinien ist genauso wichtig – nicht immer darf man die Bilder kommerziell nutzen.

Das „positive“ Potenzial: wir haben noch längst nicht alles gesehen. Die Technologien von Bildgeneratoren werden sich schnell weiterentwickeln. Den nächsten Schritt kennen wir bereits: „Text-zu-Video“. Wir werden also von solchen Generatoren in Zukunft noch mehr sehen. Und wer weiß, vielleicht sehen wir bald auch 3D-Inhalte, die von generativen KI erzeugt werden. Spannend für die Spiele- und Animationsindustrie – solch eine Entwicklung könnte arbeitsentlastend wirken.

Vorteile und Nachteil können wir kurz betrachten – denn viele sind damit wahrscheinlich schon vertraut:

+ Lebendigkeit und Realismus: KI-generierte Bilder wirken oft lebendiger, dynamischer und realistischer als herkömmliche Computergrafiken.

+ Informationsvermittlung: KI kann helfen, komplexe Informationen visuell einfacher darzustellen.

Qualität: Trotz aller Fortschritte sind KI-Bilder oft noch nicht so detailliert und realistisch wie von Menschen aufgenommene Fotos oder Videos.

Sicherheitsrisiken: Die Speicherung sensibler Daten in KI-Bildern kann zu Missbrauch führen, wenn sie in die falschen Hände geraten.

Jennifer: Wie siehst du das in der Zukunft? Braucht es noch Designer*innen und Visual Content Expert*innen oder kann das jeder selbst? 

Stephanie: Wie ich die Zukunft sehe? Auch wenn sich immer mehr Menschen intensiv mit Bildgeneratoren beschäftigen und damit zu einer Art alternativen Künstlern werden, glaube ich fest daran, dass professionelle Designer und Designerinnen immer ihren Platz haben werden. Viele von ihnen nutzen bereits KI, und ihre kreativen Arbeiten, die mit diesen Technologien entstehen, sind einfach beeindruckend. Sie wissen genau, wie sie diese Werkzeuge einsetzen müssen, um beeindruckende Ergebnisse zu erzielen.

Natürlich ist es großartig, dass KI jedem von uns die Möglichkeit gibt, ein bisschen kreativer zu sein. Wenn wir in Zukunft einfache Aufgaben wie die Bildauswahl für eine Präsentation selbst übernehmen können, entlastet das die Kreativen. Das gibt ihnen den Freiraum, sich komplexeren und anspruchsvolleren Projekten zu widmen. Und das hebt das kreative Niveau insgesamt, oder?

Aber eines ist klar: Eine Welt ohne Kreative ist für mich unvorstellbar. Diese Technologien sind nur ein weiteres Werkzeug im Werkzeugkasten der Grafikerinnen und Grafiker, der Designerinnen und Designer. Sie werden so schnell nicht ersetzt werden 😉 

Jennifer: Wir bieten im Oktober zusammen eine Session beim Content Strategy Camp in Dieburg an? Warum sollte man daran teilnehmen?

Stephanie: Nun, du und ich haben unterschiedliche Ansichten und Anwendungen von visuellen Inhalten und künstlicher Intelligenz. Diese Vielfalt an Perspektiven kann den Horizont erweitern und kreative Ideen liefern.

Gleichzeitig freue ich mich darauf, von den Teilnehmenden zu lernen und neue Ansätze zu entdecken. Wer weiß, welche inspirierenden Menschen vor Ort sein werden? Es wird auf jeden Fall eine bereichernde Erfahrung! 😊

Jennifer: Danke dir für das Interview.

Stephanie hat für alle Leser*innen auch noch eine Grafik erstellt, was es bei der Arbeit mit Bildgeneratoren zu beachten gibt. Wer mehr von ihr lesen will, findet hier ihre Website: https://stephanieakowalski.de/

KI Tipps für Visual Design und Designerinnen.